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Posts Tagged ‘stephansdom’


Eine von vielen kleinen Besonderheiten am und im Stephansdom finden wir seitlich in einem Pfeiler des Adlertores eingelassen: ein farblich sich vom Rest abheneder, schuhschachtelgrosser Steinquader. In seiner Mitte ist eine kleiner Bronzetafel angebracht, die verrät, was es mit diesem „fremden“ Stein auf sich hat:

Demnach stammt dieser Steinquader aus dem 15. Jahrhundert vom Ulmer Münster. Zum Geschenk gemacht worden ist der Stein von der Stadt Ulm am 30. Juni 1977 anlässlich des 600. Jahrestages der Grundsteinlegung zum Ulmer Münster. Die Verbindung zwischen diesen zwei bedeutenden gotischen Kirchengebäude: An beiden haben dieselben Baumeister ihr hohes Kunsthandwerk ausgeübt.

Eine nette Geste.

Der Stein vom Ulmer Münster

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Tief in der steinernen Konsole der linken Säule am Adlertor des Stephansdomes verankert, entdeckt der aufmerksame Passant etwas, das wie ein eiserner Griff aussieht. Das mutmassliche Griffteil jedoch ist beweglich und lässt sich drehen. Es handelt sich um ein einzigartiges Relikt aus der Bauzeit des Nordturmes: Mit Sicherheit diente das Eisenteil als Seilspule oder Umlenkrolle für eine Vorrichtung, mit welcher Bauelemente in die Höhe gezogen wurden. Es hatte also eine rein praktische Funktion.

Wie es aber so ist, provozieren so alte Kuriositäten allerlei Legenden und Mutmassungen. So ist im Falle dieser mittelalterlichen Seilspule schon vor langer Zeit die Geschichte erzählt worden, bei der Spule handle es sich um einen so genannten „Asylring“. Verfolgte, welche es schafften, diesen „Asylring“ zu berühren, standen per sofort unter kirchlichem Schutz und durften nicht mehr festgenommen und bestraft werden. Dies geht vermutlich auf einen Erlass Herzog Leopold IV. des Glorreichen (1176-1230) zurück, der es Kirchen und Klöstern erlaubte, Verbrechern Schutz zu bieten, wenn sie es bis zu deren Mauern, respektive zu deren „Lepoltring“ geschafft haben. Lokalkundige kennen für diesen Asylring deshab auch die Bezeichnung „Leo“.

 

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Betrachtung eines Kunstwerkes

Robert Raschka: Stephansdom – Nordturm und Pilgramkanzel

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Es gibt eine Reihe hochkarätiger Aquarellisten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, die Wiener Stadtansichten festgehalten haben, welche heute als wertvolle Zeitdokumente gelten können, obschon es die Fotografie damals bereits gab. Allen voran ist natürlich Rudolf von Alt (1812-1905) anzuführen. In dessen Nachfolge traten insbesondere Namen wie Carl Wenzel Zajieck (1860-1923), August Mandlick (1860-1934), Ernst Graner (1865-1943), Friedrich Frank (1871-1945), Franz Poledne (1873-1932), Richard Moser (1874-1924), Erwin Pendl (1875-1945) oder Paul Kaspar (1891-1953) hervor.

Etwas früher als die Genannten war ein weiterer Wiener Aquarellist tätig: Robert Raschka, am 5. August 1847 in Bukarest geboren, liess er sich erst am Polytechnikum in Zürich zum Architekt ausbilden, ehe er sein Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien fortsetzte, dies unter keinem Geringeren als Friedrich von Schmidt.

Raschka bewies eine aussergewöhnlich talentierte Hand, was die Architekturmalerei anging. So zeichnete er nicht nur als Architekt für eine stattliche Zahl öffentlicher und privater Gebäude in Wien und Umgebung verantwortlich, er hinterliess der Nachwelt ein ebenso reiches Oeuvre an hochfeiner Aquarellmalerei. Seine Veduten zeigen bekannte Plätze, Gebäude und Strassenzüge in Wien. Auch reich ausgestattete Interieurs und Ansichten aus der Umgebung von Wien oder anderen Städte wie Prag oder Krakau finden sich in seinem malerischen Werk. Robert Raschka starb am 19. April 1908 in Wien.

Seine Aquarelle zeichnen sich durch frappierende Feinteiligkeit aus. Raschka schien hohen Wert auf das Detail zu legen, insbesondere im Hinblick auf die abgebildete Architektur. Figurenstaffagen und „Beiwerk“ hingegen führt er meist nur angedeutet aus. Besonders eindrücklich ist Raschkas Fokus auf das Detail bei seinen in der Folge vorgestellten zwei Aquarellen des Stephansdomes aus dem Jahre 1899:

Das eine zeigt den unvollendeten Nordturm mit der Renaissancehaube. Auch den Masswerk-Chorfenstern und der Capistrankanzel mit der barocken Erweiterung schenkt er reichlich Aufmerksamkeit. Im Hintergrund unten rechts erkennt man noch das Erzbischöfliche Palais. Da, wo heute die Einfahrt zur Tiefgarage liegt, stehen Fiakerkutschen. Die Figuren bildet Raschka nur schemenhaft ab.

Im zweiten Aquarell zeichnet Raschka die Pilgramkanzel, eines der bedeutendsten Kunstwerke der Spätgotik weit und breit. Der hölzerne Schalldeckel, der hier noch über der Kanzel angebracht ist, hängt heute über dem Taufstein in der Katharinenkapelle. Raschka bildet schenkt selbst dem kleinsten Detail der aus Sandstein gehauenen Kanzel mit Treppenaufgang Aufmerksamkeit, darunter zeichet er den legendären Fenstergucker. Auch der Luster, der Pfeilerschmuck, die Gewölbe und das Fenster führt der Maler mit höchster Liebe zur Detailhaftigkeit aus.

Beide 23 x 30 Zentimeter grossen Bilder sind wunderbare Beispiele bester Wiener Aquarellmalerei der Jahrhundertwende und zeugen von einer sehr geschickten Hand und dem geschulten Auge für die detailgetreue Abbildung der Realität.

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Während der Fastenzeit 2020 wird der Stephansdom um ein etwas eigenwilliges Kunstwerk erweitert: An seiner Südseite ragt eine überdimensionale Wärmeflasche in die Höhe und reicht bis ans Dach des Anbaus. Am Mittwoch, 19. Februar, ist die riesige Installation aufgestellt worden. Die Bettflasche mit dem Namen „Big Mutter“ ist das Werk des österreichischen Künstlers Erwin Wurm (*1954), der seit Jahren immer wieder mit extravaganten Interventionen an Gebäuden und Infrastruktur von sich reden macht.

Wurms wuchtige metallene Bettflasche soll  – klar – Wärme versinnbildlichen und somit Symbol für (Mit)Menschlichkeit sein. Dadurch, dass der Künstler der Plastik zwei tapsig wirkende Füsse verpasst hat, wirkt das Ganze etwas karikaturhaft. Und doch, oder gerade deshalb zieht „Big Mutter“ viel Aufmerksamkeit auf sich und dient Besuchern fleissig als Selfie-Fotomotiv. Die Bettflasche soll bis Juni 2020 bei Dom verbleiben.

Erwin Wurm zeichnet in diesem Jahr übrigens auch als Gestalter des grossen Fastentuches im Chor des Stephansdoms verantwortlich.

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Zigtausende Touristen und Passanten strömen täglich am Stephansdom vorbei, aber wohl kaum ein einziger bemerkt je die unscheinbare kleine Laterne hinter einem der Pilaster an der Hauptfassade. Nahe an der Ecke zum erzbischöflichen Palais ist das kleine, wohl aus neuerer Zeit stammende Laternchen angebracht. Und fast immer brennt darin ein Kerzchen. Irgendjemand scheint sich regelmässig um das Armenseelenlichtlein zu kümmern. Schön.

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Steht eine ältere Frau mit Kopftuch – dem Anschein nach aus Osteuropa – am Ausgang des Stephansdoms. Ihr lautstarkes Betteln hallt bis ins Schiff hinein. Wenig später ist sie nicht mehr zu hören; sie steht draussen an der Dommauer, raucht eine Zigarette und tippt auf ihrem Handy rum.

Dann kommt einem an der Herrengasse ein eher schäbig gekleideter Mann mittleren Alters entgegen, führt einen freundlich wedelnden Strassenmischling mit sich und bittet in breitem Wienerisch um Kleingeld.

Wem von beiden würden Sie etwas spenden?

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Heute Samstag, 14. Juni 2014, war erneut der Tag, an dem sich die selbsternannten „Familienschützer“ aus der fundamentalkatholischen rechten Ecke neben dem Stephansdom versammelten, um sich kollektiv der allgemeinen Lächerlichkeit preis zu geben. Als Gegendemo zur alljährlich stattfindenden Regenbogenparade – ein Anlass, der nichts als dem Frieden und dem friedlichen Zusmmenleben von Menschen aller Couleur dient. Der Sprecher der fundamentalistischen Katholiban hiess eine Gruppe glatzköpfiger Neonazis aus Košice herzlich willkommen und dankte ihnen für die Unterstützung. Dies bedarf wohl keines weiteren Kommentares…

Doch wie auch schon vergangenes Jahr schenkte kaum jemand den hetzerischen Parolen der Fundis ein Ohr, ausser die Teilnehmer aus den eigenen Reihen. Was für ein Trauerspiel. Würde der Stephansdom weinen können, hätte er es getan. Grundsätzlich lief alles ähnlich ab wie im vergangenen Jahr (hier nachzulesen).

Katholiban in Wien

Fundamentalistische Katholiken in Wien

Katholiban in Wien

Fundamentalistische Katholiken und willkommen geheissene Rechtsradikale in Wien

Katholiban in Wien

Fundamentalistische Katholiken in Wien

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Der Wiener Stephansdom ist nicht einfach eine grosse Kirche mit ihren „üblichen“ Funktionen. Er ist eine Schatztruhe voller Geheimnisse und birgt eine Vielzahl an Kuriositäten, deren Bedeutung nur Eingeweihten bekannt ist. Wer weiss denn beispielsweise schon, dass an der Hauptfassade des Doms je ein männliches und ein weibliches Geschlechtsteil dargestellt ist und zwar vollplastisch. Jawohl, unter den Heidentürmen prangen ein Penis und eine Vagina. Selbstverständlich nicht so explizit gemeisselt, dass man es als Betrachter gleich wahrnimmt.

Die Portalanlage wird von je einer Doppelsäule flankiert, die bis auf halbe Höhe unter die beiden Rundfenster reichen. Ihren Abschluss finden die beiden Säulen in einem Phallus (links) und einer Vulva (rechts). Diese Zeichen sind für eine christliche und erst recht für eine katholische Kirche höchst ungewöhnlich. Historiker deuten die beiden Doppel-Rundpilaster als die Säulen Jachin und Boas. Sie entsprechen somit den beiden das Portal flankierenden Säulen des Tempels in Jerusalem, welche von König Salomo in Auftrag gegeben worden waren. In den Dombauhütten war es bei Freimaurern Tradition, diese Symbolik aufzugreifen als Zeichen der Berufsnachfolge.

Die Genitalien am Ende der Säulen gehören allerdings nicht zu dieser salomonischen Symbolik. Die Geschlechtsdarstellungen bedeuten vielmehr das männlich-aktive und das weiblich-passive Prinzip. Die genaue Absicht des Baumeisters scheint nicht überliefert und lässt deshalb Raum für Mutmassungen und Interpretationen. Aber es ist reichlich erheiternd, an einer erzkatholischen Kirche zwei so freizügige Symbole vorzufinden.

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Salomonische Säule am Stephansdom mit Phallus-Darstellung

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Salomonische Säule am Stephansdom mit Vulva-Darstellung

 

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