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Eine Wiener Weihnachtsgeschichte – erschienen in der „Luzerner Zeitung“ vom 23. Dezember 2021, Autor: Andreas Faessler

Dass die Weihnachtstanne in der Stube ursprünglich ein tief im Protestantismus verankertes Symbol war, entzieht sich der Kenntnis vieler. Ihr endgültiger Einzug in den Katholizismus ist mit einer besonderen Begebenheit verbunden.

Noch heute steht im Salon der Henriette Nasau-Weilburg jährlich ein Baum.

Rund um den Erdball stehen sie bereits jetzt schon in den Stuben, vielerorts werden sie spätestens an Heiligabend hergerichtet – fein geschmückt mit glänzenden Kugeln, Lametta, Lebkuchen und allem, was das grenzenlose Dekorepertoire hergibt: Christbäume sind für Jung und Alt freudebringendes Inbild der Weihnachtszeit und für so viele Menschen mit purer Nostalgie einhergehend.


Die Ursprünge des Christbaumes reichen Jahrhunderte zurück und sind gar in nordischen Heidenbräuchen zu suchen, wo man die Häuser im Winter mit Tannenzweigen behängte, um böse Mächte fernzuhalten. Und die Germanen pflegten es, zur Wintersonnwende Äste der Nadelbäume auszulegen, um Lebenskraft und Fruchtbarkeit zu begünstigen.

Der Weihnachtsbaum findet den Weg in die Literatur

Früheste Hinweise auf dekorierte Tannenbäume in christlichen Stuben – zumeist in Zunftkreisen – stammen aus dem späten 16. Jahrhundert im Raum Norddeutschland. Wenig später ist der bislang wohlhabenden Schichten vorbehaltene Brauch im Elsass nachweisbar. In Goethes Roman «Die Leiden des jungen Werther» findet der Christbaum erstmals literarische Erwähnung: Goethe beschreibt, wie sein Hauptprotagonist an einem Sonntag vor Weihnachten einen Baum mit Kerzen, Zuckergebäck und Äpfeln schmückt.

Bis ins frühe 19. Jahrhundert jedoch blieb der dekorierte Weihnachtsbaum als Symbol für die Ankunft des Retters ein fast ausschliesslich protestantischer Brauch. Für die Katholiken hatte bis dahin die Weihnachtskrippe den entsprechenden Symbolgehalt.

Einzug in höchste Wiener Adelskreise

Wie der reich dekorierte Tannenbaum seinen grossen, weltumspannenden Siegeszug als christliches Weihnachtssymbol für die Katholiken gleichermassen wie für die Protestanten angetreten hat, dem liegt eine besondere, geradezu heitere Geschichte zugrunde, welche sich am Weihnachtsfest anno 1823 in einem einflussreichen Wiener Adelshaus zugetragen hat:

Der habsburgische Erzherzog Carl von Österreich-Teschen (1771–1847) hatte im Jahr zuvor von seinem Adoptivvater Albert von Sachsen-Teschen (1738–1822) dessen Palais, das heute als «Albertina» bekannte Wiener Museum, geerbt. Carl war mit der protestantischen Henriette von Nassau-Weilburg verheiratet, welche nach der Eheschliessung nicht konvertierte. Dies gefiel freilich nicht allen Habsburgern, die sich als glühende «Verteidiger und Hüter des Katholizismus» gaben. Nach ihrem Einzug ins geerbte Palais feierte die hochadelige Familie ihr erstes Weihnachtsfest mit einem geschmückten Baum. Henriette hatte ihn in ihrem Salon aufstellen lassen und somit das tief im protestantischen Glauben verankerte Weihnachtssymbol erstmals in höchsten Wiener Adelskreisen präsent gemacht.

Die Albertina

Schliesslich erhielt Erzherzog Johann, Carls tiefgläubiger und gottesfürchtiger Bruder, Kenntnis von diesem «antikatholischen» Akt im Hause seines Vaters und gelangte aufgelöst an Kaiser Franz, um ihm davon zu berichten. Er beschrieb dem Regenten den Baum, wie er üppigst mit vergoldeten Nüssen, Obst, Zuckergebäck, sündhaft teuren Bienenwachskerzen und weiteren Kostbarkeiten behangen sei. Es dürfe doch nicht angehen, dass der «falsche Glaube» in Wien so verschwenderisch zugegen sei, erst recht nicht im nächsten Umfeld der Hofburg.

Symbol der Protestanten erhält die Kaiserwürde

Die eifrige Petzerei Erzherzog Johanns aber hatte nicht den erwünschten Effekt. Neugierig geworden, besuchte Kaiser Franz Erzherzog Carl und dessen Familie im nahen Palais. Er betrachtete die Tanne und war von ihrer Schönheit ergriffen. Im Folgejahr liess der Kaiser auch in den Räumen der Hofburg einen Christbaum aufstellen und reichst schmücken. Und was der oberste Habsburger macht, hat hochoffiziellen Charakter. Dem Christbaum ist dadurch die kaiserliche Würde zuteilgeworden, und somit galt er faktisch von heute auf morgen auch bei den Katholiken als Symbol der Geburt Christi.

In der Folge hat sich der ursprünglich rein protestantische Brauch rund um den Globus etabliert. Noch heute wird jedes Jahr in Henriette von Nassau-Weilburgs Salon in der Wiener Albertina ein grosser, reich geschmückter Christbaum aufgestellt.

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Man kann es einfach nicht leugnen: Das Café Savoy im Palais Léon-Wernburg an der linken Wienzeile ist fürs Auge eines der spektakulärsten Kaffeehäuser Wiens. 2009 wurde das traditionelle Lokal umfassend aufgefrischt, nachdem es reichlich angestaubt geworden und an vielen Stellen zerschlissen war. Was die Verantwortlichen damals vollbracht haben: Das Gesicht des Cafés ist dabei völlig unverändert geblieben, während andere Traditionslokale meist einen grossen Teil ihrer Patina einbüssen, wenn sie renoviert werden.

Jüngst ist das Savoy auf Seite Wienzeile um einen ganzen Raum mit „Loge“ erweitert worden. Und auch hier ist dasselbe gelungen wie schon 2009: Es sieht aus, als wäre es schon immer so gewesen. Der zusätzliche Raum ist stilistisch dem bisherigen Café so geschickt angepasst, dass man kaum erkennt, dass alles neu ist. Und der prächtige Luster, welcher bis 2009 beim Eingang gehangen hatte, hat einen neuen Plaz gefunden. Tolle Arbeit.

savoy_neu
Blick aus dem erweiterten Teil hinüber ins „alte“ Café Savoy

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Ein Beitrag aus der «Luzerner Zeitung»vom 29. Juli 2016. Autor: Andreas Faessler

 

Kaum einer wird heute mit dem Venedig des 18. Jahrhunderts so eng in Verbindung gebracht wie Antonio Vivaldi. Das kulturelle Geschehen in der Lagunenstadt drehte sich zu seinen Lebzeiten förmlich um den Genius – es war überdies eine Epoche, in der teils groteske gesellschaftliche Zustände herrschten. Und Vivaldi stand irgendwie immer mittendrin. Am 28. Juli 1741 starb der illustre Musiker. Allerdings nicht etwa in Venedig, sondern in Wien. Eine verhältnismässig kurze Episode in Vivaldis Leben hat zahlreiche Überlieferungen und Anekdoten hervorgebracht, welche die Biografie des Komponisten auf zuweilen amüsante Weise anreichern.

Zum Zeitpunkt von Antonio Vivaldis Geburt am 4. März 1678 trieb das ausschweifende, luxusverwöhnte Leben der reichen Venezianer ebenso eigenartige Blüten wie die  katholische Kirche in der «Serenissima». Nirgends gab es seinerzeit ein so grosses Angebot an Geistlichen wie in Venedig. Statistisch gesehen – so ist überliefert – war jeder 31. Venezianer ein Priester. Dass dies in der vergnügungssüchtigen Stadt aber kaum für eine ausserordentlich hohe Qualität des kirchlichen Lebens sprach, verwundert kaum, denn auch so manch Vertreter des oberen Klerus entsagte dem pompösen Unterhaltungsangebot in der Lagunenstadt nicht. Trotzdem bestand Antonio Vivaldis Vater darauf, dass sein Sohn die kirchliche Laufbahn einschlagen soll, obwohl der kleine Antonio für den Vater, der Berufsmusiker war, bei Auftritten oft als Vertreter  einspringen musste. Antonio hatte schon sehr früh begonnen, Violine zu spielen, und bewies dabei schnell eine aussergewöhnliche Begabung. Kurzum: Papa Vivaldi legte seinem Jungen die Musik faktisch in die Wiege.

«Il Prete Rosso»

Der Wille des geschätzten Vaters aber hatte selbstverständlich Gültigkeit: Antonio empfing bereits im Alter von 15 Jahren die ersten niederen Weihen. Mit
18 Jahren folgte die erste höhere Weihe zum Subdiakon, bald zum Diakon. Seine anschliessende Ausbildung zum Priester erfolgte primär in der Praxis an zwei venezianischen Pfarreien. 1703 wurde Vivaldi im Alter von 25 Jahren zum Priester geweiht. An Santa Maria della Pietà wirkte er als Kaplan – einer von Hunderten in Venedig. Als Priester genoss Vivaldi unter all den anderen allerdings insofern einen gewissen Bekanntheitsgrad, als er mit seinem feuerroten Haupthaar stark aus der Masse hervorstach. Stadtweit kannte man ihn als «Il Prete Rosso» – der rote Priester.
Vivaldis Biografie lässt allerdings den Rückschluss zu, dass er sein Amt als
Geistlicher mit wenig Ehrgeiz ausübte, geschweige denn eine kirchliche Karriere anstrebte. Später wird Vivaldi in einem Brief schreiben, dass es für ihn
aus gesundheitlichen Gründen jeweils ein Kraftakt gewesen sei, eine ganze
Messe abzuhalten. Zeitzeugen hielten fest, dass Vivaldi manchmal sogar mitten in der Messe den Altarraum verliess und sich in die Sakristei zurückzog oder
den Gottesdienst ganz abbrach. Schnell machten Gerüchte die Runde, dem
roten Priester sei wohl einfach die Lust am Zeremoniell vergangen, weil er
anderes im Kopf hatte.

Der Abtrünnige

Diese Mutmassungen waren alles andere als abwegig. Denn Vivaldi war am angegliederten Ospedale della Pietà, Mädchenwaisenhaus und Musikschule zugleich, Violinlehrer. Dieses Amt übte er freilich mit mehr Enthusiasmus und Energie aus. Nach weniger als zwei Jahren seit der Priesterweihe quittierte Vivaldi seine kirchliche Laufbahn und widmete sich gänzlich seinem Dasein als Musiker – Vivaldis wahrer Berufung. Er blieb am Ospedale della Pietà, um später das dortige Mädchenorchester zu leiten. Es dauerte nicht lange, verbreiteten böse Zungen böse Geschichten über Liebschaften und gar zügellose Hurerei des einstigen Priesters. Weltliche Gelüste und der Umgang mit dem anderen Geschlecht seien ihm wohl wichtiger als einst der keusche Dienst am Herrn. Es tat Vivaldis steigender Bekanntheit aber keinen Abbruch, im Gegenteil. Der Komponist erwuchs schnell in einer ungeheuren Schaffenskraft, lieferte Orchesterwerke sowie Opern am Band und übte gar Einfluss auf das evangelische Bach-Imperium nördlich der Alpen aus.

Tod in Wien

Als nach Jahren intensiven musikalischen Wirkens die Nachfrage nach dem
Stil Vivaldis sank, verliess er 1740 seine italienische Heimat, um in der Kulturhochburg Wien sein Glück zu versuchen. Doch scheiterte er in der Kaiserstadt kläglich, verarmte sehr schnell und starb dort als gebrochener, vergessener Mann. Dieses Schicksal wäre dem «abtrünnigen roten Priester» vermutlich erspart geblieben, hätte er die ihm zugedachte Laufbahn gewissenhaft verfolgt. Sein Vermächtnis aber ist dafür umso wertvoller und grandioser, gilt Antonio Vivaldi seit seiner Wiederentdeckung doch als einer der beliebtesten und meistinterpretierten Komponisten des Barock.
Seit 2001 erinnert am Rooseveltplatz in Wien neben der Votivkirche ein von
Gianni Arco entworfenes Denkmal an den venezianischen Meister und einstigen ambitionslosen Pfarrer.

unbenanntMedaillon am Vivaldi-Denkmal in Wien

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So typisch, so beschaulich, so wienerisch ist es, das Café Raimann. Eines der Kaffeehaus-Relikte der Wiener Vorstädte mit ungemeinem Charme. Mehrmals bin ich an ihm vorbeigekommen, aber jedesmal war es zu. Es muss jeweils ein Sonntag oder ein Feiertag gewesen sein, denn das Raimann ist von Montag bis Samstag täglich geöffnet. Für mich wars eine der schönsten Entdeckungen der letzten Zeit in der Wiener Gastronomie-Welt.

Alles über das Café Raimann gibts zu lesen auf –> Café Raimann.

 

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Einige schöne Momente fürs Auge, und es waren teils gute und starke Stimmen dabei. Aus musikalischer Sicht war es unter dem Strich einmal mehr ein fader Einheitsbrei aus völlig nichtssagenden Liedern, von denen kein einziges im Ohr nachklingt. Einfach nur langweilig und grottenschlecht.

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Ich habe ein grosses, helles, sehr schönes Zimmer erhalten im zweiten Stock zur Singerstrasse hinaus. Ich wusste, dass es zeitweilig geräuschvoll ist da inmitten des Geschehens, und das war völlig okay für mich.

Abgesehen von einer vergessenen Socke des Vorgastes unter dem Bett und einem übersehenen Fleck auf der Klobrille war alles einwandfrei, wie ich es von den Kremslehner Hotels bisher gewohnt bin.

Empfang war sehr freundlich und aufmerksam. Das Personal ist grundsätzlich angenehm höflich. Frühstück hat mir gefallen. Nettes Buffet mit einer anständigen Auswahl. Es dauerte allerdings recht lange, bis das Personal die benutzen Tische wieder hergerichtet hat – so schien es mir zumindest.

Ich kehre sehr gerne ins Royal zurück. Die Lage ist nicht zu überbieten. Das Preis/Leistungs-Verhältnis stimmt.

 

Hotel Royal, Wien

Hotel Royal, Wien

Hotel Royal, Wien

Hotel Royal, Wien

Hotel Royal, Wien

Hotel Royal, Wien

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Topazz ist TOP


Ich habe drei Nächte im Topazz verbracht. Fazit: Hier kann ich beim besten Willen absolut nichts Negatives finden. Dass die Zimmer nicht sehr gross sind, ist nicht erwähnenswert. Der Platz ist optimal genutzt, und das riesige ovale Fenster wirkt dem bestens entgegen. Das Bad ist sehr gross und verfügt über herrliche Armaturen.

Das ganze Hotel macht einen blitzblank sauberen und gepflegten Eindruck. Das Personal ist ausserordentlich freundlich, aufmerksam und hilfsbereit. Lage: unschlagbar. Ich kann das nagelneue Designerhotel am Hohen Markt vorbehaltslos weiterempfehlen.

Der Frühstückspreis von 25 EUR mag vielleicht etwas hoch angesetzt sein, aber zum Frühstücken gehe ich in Wien prinzipiell ausser Haus. Daher kann ich beim Topazz nichts dazu sagen. Danke für den perfeten Aufenthalt

Hotel Topazz

Hotel Topazz

Hotel Topazz

Hotel Topazz

Hotel Topazz

Hotel Topazz

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Die interessanten Hintergründe eines Waldmüller-Gemäldes

Ferdinand Georg Waldmüller - "Heimkehr von der Ernte"

Ferdinand Georg Waldmüller – „Heimkehr von der Ernte“

Da stiess ich doch rein per Zufall auf einen hochinteressanten Beitrag im Neujahrsblatt der Zentralschweizer Stadt Zug 1967. Hans Koch (1907–1987), damals Zuger Stadtbibliothekar, berichtet darin von einem Biedermeiergemälde, das eine Gruppe Leutchen in Zuger Tracht zeigt. So weit wenig aufregend, stünde dahinter nicht die recht delikate Geschichte um eine Landschaftsmissdeutung sowie die damalige Unwissenheit über den Verbleib des Gemäldes. Weiter wird das Bildnis zu einem besonders wertvollen Schatz, wenn man den Urheber kennt. Doch alles von vorne.

Hans Koch schildert in seinem Beitrag, wie einst die Fotografie eines Gemäldes in der Stadtbibliothek Zug eintraf. Absenderin war Friederike Prodinger (1913–2008), Gründerin des Volkskunde-Museums in Salzburg und Fachfrau auf dem Gebiet von Trachten und ländlichem Brauchtum. Sie vermutete, dass die Leute auf dem Gemälde wohl Innerschweizer Trachten tragen würden. In der Tat – sofort stellte der Adressat fest, dass die Gruppe zugerisch gekleidet ist. Selbstredend dazu, weil sie inmitten der prächtig erfassten Zuger Landschaft dargestellt steht. Doch wann ist das Bild entstanden? Und vor allem von wem gemalt? Man mag es als Zufall verbuchen, dass wenig später Hans Langenegger (1918–2001), emeritierter Kaplan von St.?Andreas in Cham, von einer Kunstreise nach Österreich ein Büchlein mitbrachte, in welchem genau jenes Gemälde abgebildet war. Und siehe da: Man erfuhr, dass der Schöpfer des Gemäldes aus dem Jahre 1844 kein Geringerer ist als Ferdinand Georg Waldmüller (1793–1865), einer der bedeutendsten Biedermeiermaler, dessen Werke von enormem monetärem Wert sind.

Was für eine Freude. Aber jetzt wirds erst richtig spannend: In Langeneggers Büchlein wurde das Gemälde vom renommierten österreichischen Kunsthistoriker Bruno Grimschitz (1892–1964) wie folgt benannt: «Heimkehr von der Ernte am Hallstättersee». Selbstverständlich erkannte man in Zug sofort, dass auf dem Bild nicht der See im Salzkammergut abgebildet ist, sondern der wohlvertraute Zugersee. Auch die umliegende Landschaft würde kaum zur zerklüfteten Umgebung des oberösterreichischen Gewässers passen. Grimschitz’ Kommentar handelt von der Faszination, die das Salzkammergut auf den grossen Meister ausgeübt haben muss, als er diese «wunderbare Landschaft» festgehalten hat.

Von wegen Salzkammergut! Bei dieser wunderbaren Landschaft handelt es sich also um die Rigi-Region. Die Biografie Waldmüllers verrät nämlich, dass der Maler just zum Entstehungszeitpunkt des Gemäldes auf der Heimfahrt von einer Sizilien-Reise war und dabei oberhalb von Blickensdorf vorbeigekommen sein muss. Angetan von der malerischen Szene hat er diese festgehalten – und zwar so meisterhaft wie man es von ihm gewohnt ist. Hans Koch bedauert in seinem Bericht, dass man nichts vom Verbleib des Gemäldes wisse. Als Schlusswort wünscht sich Koch, dass das Bild einst den Weg in seine zugerische Heimat finden wird. Dieser Wunsch ist bis heute nicht in Erfüllung gegangen.

Die österreichische Galerie Belvedere in Wien verfügt über den grössten Waldmüller-Bestand weltweit. Ein wiederholter Besuch dort im Oktober – Waldmüller gehört zu meinen bevorzugten Künstlern – und eine damit verbundene Anfrage haben mir eröffnet, dass das gut 40 mal 60 Zentimeter grosse Bild, Öl auf Holz, mit dem nunmehr korrekten Namen «Heimkehr von der Ernte (Am Zugersee)» 2009 im Rahmen einer grossen Waldmüller-Gedenkausstellung im Schloss Belvedere ausgestellt war. «Doch leider befindet sich das Bild nicht in unserem Besitz», lässt mich Sabine Grabner wissen, dortige Kuratorin der Sammlung 19. Jahrhundert. Sie weiss Bescheid, wo sich das Werk jetzt befindet. Doch sei es der Wunsch des Privatbesitzers, dass keine Informationen weitergegeben werden, wie Grabner sagt. Schade. Jedenfalls wurde das Gemälde im November 1993 bei Christie’s in London für umgerechnet rund 279’000 Franken versteigert. Bei einer weiteren Auktion zwölf Jahre später am selben Ort wurde das Gemälde auf maximal 633’000 Franken geschätzt. Es wechselte den Besitzer jedoch nicht.

Schauen Sie sich das Gemälde mal aufmerksam an, mit welcher Genauigkeit Waldmüller das malerische Szenario insbesondere im Vordergrund wiedergibt. Jedem einzelnen Detail hat der Maler höchste Aufmerksamkeit geschenkt, fast fotografisch hat er die reichen Trachtenstickereien festgehalten, den Hutschmuck, den Faltenwurf der Kleidungen. Und vor allem die Mimik der Gesichter. Darin war Waldmüller ein wahrer Meister. Die Zufriedenheit nach einem erfüllten Arbeitstag steht den Zuger Leuten ins Gesicht geschrieben – freilich war die Biedermeiermalerei generell idealisiert und vermittelte eine heile Welt. Aber dem Waldmüller kauft man das irgendwie ab. Antoinette Lusser, ehemalige Präsidentin der Zuger Trachtenkommission, kann nicht bestätigen, dass es sich auf dem Bild um typische Zuger Trachten handelt. «Trachten aus unterschiedlichen Regionen sehen sich in manchen Details oft ähnlich.» Ausserdem haben sich die Trachten im Lauf der Zeit auch verändert. Somit können wir uns anhand des Waldmüller-Gemäldes ein Bild machen, wie die traditionellen Arbeitstrachten in der Region Zug anno 1844 ausgesehen haben.

Ferdinand Georg Waldmüller - Dankmal im Wiener Rathauspark

Ferdinand Georg Waldmüller – Dankmal im Wiener Rathauspark

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Ich war versucht, lediglich ein „befriedigend“ als Gesamtnote zu geben. Dies aus einem Grund: Es geht recht laut zu und her im Hotel und ums Hotel. Nun ja, letzteres bringt die Lage am Schwedenplatz nun mal mit, und das wusste ich. Dass aber am Sonntag in der Früh ein sehr lautes anhaltendes Geklirre und Geschepper durch die offene Küchentür in die Gänge dröhnt, fand ich nicht so dolle. Habe kaum mehr ein Auge zugetan. Es war einfach nur LAUT! 

Abgesehen davon hat mich das Hotel überzeugt. Aussen pfui (fade 60er-JAhre), innen hui, könnte man sagen. Standardmässig, aber liebevoll eingerichtet, sauber und gepflegt. Mein Zimmer hatte ein geräumiges schönes Bad und liess kaum was zu wünschen übrig. Das Personal ist freundlich, das Frühstücksbuffet ganz ordentlich mit allem, was es braucht. Preis war ganz angemessen. Die Lage ist ideal.

Ich würde das Hotel wieder buchen, jedoch Ohrenstöpsel einpacken zur Sicherheit.

Hotel Capricorno, Wien

Hotel Capricorno, Wien

Hotel Capricorno, Wien

Hotel Capricorno, Wien

Hotel Capricorno, Wien

Hotel Capricorno, Wien

Hotel Capricorno, Wien

Hotel Capricorno, Wien

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Verwunderung, Überraschung und Erleichterung machte sich breit, als Anfang Dezember das pseudo-katholische Hetzportal Kreuz.net über Nacht dicht machte und aus dem WWW verschwand. Offenbar war der Druck durch die engagierte Arbeit von Stoppt Kreuz.net auf die feigen anonymen Betreiber des Hassforums zu gross geworden. Weniger verwundert war man, als gut einen Monat später eine Nachfolgerseite von kreuz.net auftauchte. Kreuz-net.at ist von der Aufmachung her mit der Vorgängerseite fast identisch. Einzig das Teufelsrot ist mit einem unschuldigen Tannengrün ersetzt worden, die bisherigen Inhalte sind jedoch alles andere als unschuldig, da im typischen kreuz.net-Jargon abgefasst. Auch hier in Worte gefasster Brechdurchfall. Homosexuelle Menschen werden als «Sodomiten» bezeichnet, das renommierte österreichische Blatt «Der Standard» als projüdisch und antikatholisch bezeichnet.

Die braune Spur aus Wien
Einen grossen Unterschied zu kreuz.net gibt es dennoch: Im Impressum zeichnet eindeutig ein gewisser Günther Schneeweiss-Arnoldstein für die neue Homepage verantwortlich, ansässig an der Weihburggasse 29 in Wien 1. Schneeweiss-Arnoldstein ist alles andere als unbekannt, geschweige denn ein unbeschriebenes Blatt. Er gehört wie die Kreuz.net-Macher und deren Anhänger und Kumpanen zur braunen Brut. Im Internet finden sich allerlei Spuren dieses rechtsextremen Herrn, der offen Antisemitismus schürt, den Holocaust leugnet und Homosexuelle beschimpft. Kostproben seiner Bestrebungen sind mitunter auf der ebenfalls von ihm betriebenen Seite couleurstudent.at zu lesen. Die hasserfüllte Seite strotzt nur so von hetzerischem Inhalt gegen Juden und Homosexuelle.

Experten sehen hinter kreuz-net.at nicht etwa das offizielle Nachfolgeprodukt von kreuz.net, sondern vielmehr das Projekt eines Trittbrettfahrers, der die Bekanntheit des geschlossenen Hetzportals für seine Zwecke nutzen und Aufmerksamkeit erregen will. Dies ist ihm bisher bestens gelungen.

Gloria.tv würdigt den homophoben Antisemiten
Ordentlich ins eigene Fleisch hat sich indes das katholische Video-Portal Gloria.tv geschnitten, nachdem dessen Sprecherin Eva Doppelbauer („Laudetur Jesus Christus“) am 7. Januar in den Videonachrichten (Beitrag hier: http://gloria.tv/?media=381164) das Bestreben Schneeweiss-Arnoldsteins würdigte und den rechtsextremen Hetzer als «mutigen Katholiken» bezeichnete. Die Aktion «Stoppt Kreuz.net» appelliert nun an die Kirchenvertreter zu handeln und sich explizit von Gloria.tv zu distanzieren. Der bezüglich Kreuz.net in den Blickpunkt geratene konservative Pfarrer Guido Rodheut von Herzogenrath hat bereits reagiert und die Verlinkung zu Gloria.tv von der Pfarreihomepage entfernen lassen sowie die sofortige Löschung eines auf dem Portal publizierten Interviews beantragt (Anmerkung: Andere mögen es ihm umgehend gleichtun!).

Dass Gloria.tv auf solche Weise mit Schneeweiss-Arnoldstein sympathisiert, ist einmal mehr bezeichnend dafür, welche Ziele das Video-Portal verfolgt. Vor allem unter den Kommentatoren hat sich in jüngster Zeit zunehmend eine deutliche Kreuz.net-Haltung manifestiert, sowohl im Gedankengut als auch in der Wortwahl. Gloria.tv rückt derzeit immer mehr in den Fokus von Organisationen wie «Stoppt Kreuz.net», denn das Portal, das unter dem verheissungsvollen Motto „Je katholischer desto besser“ agiert, birgt alleine durch seine beachtliche Bekanntheit ein erhebliches Gefahrenpotenzial für weitere Menschenverachtung und Verhetzung unbescholtener Menschen. Mehrere Gloria.tv-Kommentatoren machen keinen Hehl daraus, einst bei Kreuz.net rege mitgehetzt zu haben.

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In den Jahren 1871/72 erbaute der Architekt Wilhelm Stiassny für einen gewissen Gottlieb Schwab ein Mietspalais an der unteren Weihburggasse. Jahre später wurde das Ehepaar Flora und Heinrich Schnabel Besitzer des Gebäudes. Nach dem Tod Heinrich Schnabels im Juli 1936 ging das Haus an seine Erben über. Diese wurden 1938 gezwungen, das Palais für 250’000 Reichsmark an die Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung zu verkaufen. Nach einem Rückstellungsvergleich im Jahre 1957 erhielten die Erben lediglich 618’000 Schilling, was gerade mal zehn Prozent des tatsächlichen Wertes bedeutete. Die Republik Österreich erklärte die Angelegenheit somit für beendet. 2003 wurde der Fall neu aufgerollt, und die Schiedsinstanz beim Allgemeinen Entschädigungsfonds entschied, dass die Liegenschaft den rechtmässigen Besitzern zurückzugeben ist. Es war das erste Mal, dass in der zweiten Republik einem Antrag auf Naturalrestitution entsprochen wurde. Bis dahin war die Immobilie Eigentum des Arbeitsmarktservices. Aktuell sind die Besitzer im Ansinnen, das Palais zu verkaufen.

Palais Schwab, Wien

Palais Schwab, Wien

In der ersten Dekade des 21. Jh. wurde das leer stehende Palais Schwab mehrmals und aus diversen Motiven von Linksaktivisten besetzt. Das Haus geriet zudem immer wieder in den Fokus einer Wiener Gruppe mit Interesse am Übersinnlichen. Dies, nachdem Sicherheitsleute wiederholt von unheimlichen und verstörenden Phänomenen berichtet hatten, die sie auf ihren Kontrollgängen durch das ungenutzte Haus erlebten. Seien es geisterhafte Erscheinungen, unerklärbare Geräusche oder andere Wahrnehmungen. Es ging soweit, dass kaum ein Security-Mann mehr bereit war, das Haus zu betreten. Es trug sich zudem gleich zweimal zu, dass im Keller des Hauses ein Obdachloser erfror.

Beim Palais Schwab handelt es sich um ein grosses strenghistoristisches Eckhaus mit dreigeschossigem Eckerker. Sehr deutlich gegliedert und in vier Zonen aufgeteilt präsentiert sich die strukturenreiche Fassade auf beiden Seiten. Das Hochparterre und das erste Obergeschoss sind von Rustika geprägt. Eine Parapetbalustrade akzentuiert das erste und das zweite Obergeschoss. Die Fenster der oberen beiden Geschosse weisen Dreiecksgiebel, respektive Segmentbogengiebel auf. Der Eckerker ruht auf zwei Volutenkonsolen, ist pilastergegliedert, und die Fenster weisen ebenfalls Balusterparapeten auf. Gegen oben schliesst die gesamte Fassade mit einem ausgeprägten Zahngebälk ab. Das ionische Säulenportal mit Rundbogen trägt einen Balkon mit Schmiedeeisengeländer.

Palais Schwab, Wien

Palais Schwab, Wien

Hinter dem Portal eröffnet sich ein Vestibül mit Stuck und reicher Groteskenmalerei. Beachtenswert sind insbesondere die Räume im ersten Obergeschoss. Hinter dem Vorzimmer mit stuckiertem Spiegelgewölbe folgt der reich gestaltete Speisesaal mit kostbarer Vertäfelung und Holzkassettendecke. Letztere weist zwei Gemälde des deutschen Historienmalers Julius Frank auf – eine Tafelszene und eine Kahnfahrt. Ebenso reich ausgestattet sind der Ecksalon, der ebenfalls Malereien von Julius Frank aufweist, und das Wohnzimmer sowie einige kleinere Nebenräume.

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